Am 25.09.2024 fand die zweite Sitzung des Thementisches Zirkuläres Bauen des Runden Tisch Zirkuläre Wertschöpfung Nordrhein-Westfalen mit ca. 40 Teilnehmenden aus unterschiedlichen Organisationen, Institutionen, Forschungseinrichtungen und Unternehmensverbänden auf :metabolon statt. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Staatssekretär Viktor Haase, Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW. Einen anregenden und ideengebenden Einstieg in den Tag gaben Präsentationen aus Projekten zirkulären Bauens aus den Regionen
- Ostwestfalen – Birgit Essling, Lippe zirkulär in Kooperation mit Lisa Pusch Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe und Gerald Knauf Wissenschaftsladen (WILA) Bonn e. V.
- Münsterland – Prof. Sabine Flamme , IWARU – FH Münster
- Rheinisches Revier – Klaus Dosch , ResScore GmbH
- BergischesRheinLand – Prof. Björn Siebert und Prof. Axel Wellendorf TH Köln, Monika Lichtinghagen-Wirths, :metabolon
- Flandern – Almut Fuhr, Bureau Bouwtechniek NV Vlaanderen Circulair
In den anschließenden vier Workshops zu den Themen Bestand vor Neubau, Förderung rückbaufähiger Bauwerke, Optimierung der getrennten Erfassung und Aufbereitung von Bauabfällen sowie Förderung des Einsatzes von Sekundärrohstoffen vertieften die Teilnehmenden die Zusammenschau und Diskussion zu den jeweiligen Potenzialen, Hemmnissen, bereits bestehende Erfahrungen und Ansätzen sowie relevanten Themen für den Runden Tisch.
Relevante Aspekte im Workshop Bestand vor Neubau waren die Identifizierung von Wegen und Verfahren für eine ökonomische und stoffliche Bewertung von Bestandsbauten, die Erarbeitung standortspezifischer Variantenvergleiche, der Aufbau von Wissensbeständen unter anderem auch im Handwerk sowie Dokumentation von Best-Practice Beispielen. Anregungen für Politik und Gesetzgebung waren beispielsweise eine bessere Sanierungsförderung, Flexibilisierung von Vorschriften, die kreislaufgerechte Gestaltung von Bebauungsplänen sowie die Verkürzung von Genehmigungsverfahren.
Im Workshop Förderung rückbaufähiger Bauwerke wurden eine Reihe von Maßnahmen identifiziert, um Rückbau als Option zirkulären Bauens insgesamt zu stärken. Dies waren unter anderem die Suche nach neuen Geschäftsmodellen und Services („Product as a service“), die Anforderung, das Handwerk stärker zu integrieren, den öffentlichen Bau als Vorbildrolle zu stärken, Marketing für den Rückbau zu verbessern sowie Anreize für zirkuläres Bauen im öffentlichen und privaten Raum zu intensivieren.
Was soll insgesamt mit unterschiedlichen Stoffströmen aus Baureststoffen und Bestandssubstanz passieren? Wie können sie differenziert erfasst, getrennt und bei Bedarf zwischengelagert werden? Kann das Ziel einer weitergehenden Aufbereitung von Baumaterial neue Geschäftsmodelle generieren? Dies waren relevante Diskussionspunkte im Workshop Optimierung der getrennten Erfassung und Aufbereitung von Bauabfällen. Maßnahmen mit Potenzial sind regionale und/oder digitale Börsen mit dem Fokus Rückbau als Kooperationsplattformen zwischen Unternehmen einzurichten, Annahmestellen für Baureststoffe durch Information und Visualisierung stärker in das öffentliche Bewusstsein zu bringen sowie eine verpflichtende Identifizierung von Ressourcenpotenzialen.
Regionale Stoffstrompotenziale erheben, das „Abfall“ende nach vorne verlegen sowie regionale Netzwerke zur Schulung und Kompetenzstärkung für Verwaltungsmitarbeitende ressortübergreifend aufzubauen waren zentrale Themenstränge im Workshop Förderung des Einsatzes von Sekundärrohstoffen. Konzepte in Richtung Urban Mining, Bauteilebörsen mit Lagerung sowie digital flankierte Maßnahmen und Instrumente zum Rückbau können ein regionales Stoffstrommanagement als Ansatzpunkt für Kommunen befördern. Dafür sollten entsprechende Vorschriften generiert – beispielsweise für Rückbaukonzepte und die Berücksichtigung des Einsatzes von Sekundärrohstoffen in Ausschreibungen – sowie unabhängige und übertragbare Bewertungsmethoden, welche Erhalt statt Abriss fördern erarbeitet werden.
Insgesamt zeigte sich, dass es bereits eine Fülle aussichtsreicher Ansätze für zirkuläres Bauen im Bestand und auf kommunaler sowie regionaler Ebene gibt und zukünftig ansteht, die Bedingungen für deren Umsetzung politisch, regulatorisch und ökonomisch zu schaffen.