28.04.2025
Der Textilmarkt ist weit von einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft entfernt. Um das zu ändern, hat der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) ein Positionspapier veröffentlicht, das konkrete Maßnahmen zur Etablierung einer textilen Kreislaufwirtschaft aufzeigt.
Problematisch ist insbesondere der Trend zur so genannten “Ultra Fast Fashion”: Diese hat laut BDE gleich mehrere negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Qualität des Textilmarktes.
Herausforderungen durch Ultra Fast Fashion
Einerseits sind die Umweltbelastungen durch den hohen Wasser- und Landverbrauch sowie die erheblichen Treibhausgasemissionen bei der Produktion besorgniserregend. Die Wiederverwendung und das Recycling der Textilien kommen kaum vor, während Verbrennung und Deponierung als gängige Entsorgungswege dominieren. Andererseits führen minderwertige Materialien in der Produktion zu Qualitätsproblemen, die die Wiederverwendung und das Recycling erschweren.
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Von jährlich elf Millionen Tonnen Alttextilien in der Europäischen Union werden nur 2,4 Millionen Tonnen separat gesammelt, während 4,1 Millionen Tonnen deponiert und 5,6 Millionen Tonnen verbrannt werden. Zudem ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Textilien von 17 Kilogramm im Jahr 2019 auf 19 Kilogramm im Jahr 2022 gestiegen, was größtenteils auf Ultra Fast Fashion-Produkte zurückzuführen ist.
Diese Entwicklungen tragen zu einer signifikanten Umweltbelastung und einer ineffizienten Kreislaufwirtschaft im Textilsektor bei. Laut BDE ist der ReUse-Markt gefährdet, was zu Insolvenzen bei Sammlern und Sortierern geführt hat.
Die Ultra Fast Fashion dominiert den Textilmarkt durch ein Geschäftsmodell, das Kleidung schnell und basierend auf Mikro-Trends zu extrem niedrigen Preisen produziert. Die minderwertige Produktion beeinträchtigt die Wiederverwendung und das Recycling und führt zu großen Mengen an Alttextilien, die deponiert oder verbrannt werden, während der kontinuierlich steigende Pro-Kopf-Verbrauch von Textilien die Umweltbelastung weiter erhöht. Insgesamt führt diese Entwicklung zu einer Verschlechterung der Nachhaltigkeit im Textilsektor und behindert den Aufbau einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.
Maßnahmen zur Verbesserung des Textilrecyclings
Um die Recyclingquote im Textilsektor zu erhöhen, sind aus Sicht des BDE mehrere Maßnahmen erforderlich. Dazu gehört die Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich Faser-zu-Faser-Recycling (F2F-Recycling) sowie die Optimierung von Sortierungs- und Trenntechnologien, insbesondere für Mischtextilien. Eine Vielfalt der Recyclingverfahren, die mechanische, thermomechanische und chemische Ansätze kombiniert, kann zur Verbesserung der Umweltbilanz und zur Herstellung qualitativ hochwertiger Rezyklate beitragen. Zudem sollten Design-for-Recycling-Prinzipien eingeführt werden, die verbindliche Anforderungen an recycelbare Textilien stellen, etwa durch die Verwendung von Monomaterialien.
Doch all das kostet Geld. Finanzielle Unterstützung ist daher nach Meinung des BDE von zentraler Bedeutung. Dies umfasst die Bereitstellung gezielter Fördergelder für Forschung und Entwicklung sowie die Einbindung von Herstellern über das EPR-Beteiligungsentgelt zur Finanzierung innovativer Recyclingprozesse. Fördergelder zur Optimierung von Recyclingtechnologien und steuerliche Anreize, wie die Senkung der Mehrwertsteuer auf gebrauchte Textilien, könnten zudem die Nachfrage steigern und Sortierbetreiber entlasten.
Die Einführung von Mindestrezyklateinsatzquoten soll darüber hinaus sicher stellen, dass eine Nachfrage nach recycelten Materialien entsteht, während politische Anreize helfen, den Einsatz von Rezyklaten in der Textilproduktion zu fördern. Darüber hinaus sollte ein effektives Monitoring und Nachverfolgbarkeit etabliert werden, um Fehldeklarationen und Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern.
Technologien für das Faser-zu-Faser-Recycling
Technologien, die das Faser-zu-Faser-Recycling unterstützen, schließen mechanisches Recycling ein, bei dem Alttextilien zerkleinert und zu neuen Materialien verarbeitet werden. Jedoch gibt es hier Herausforderungen im Hinblick auf den Qualitätsverlust der Fasern. Thermomechanische Verfahren bieten eine energieressourcenschonendere Lösung, während chemisches Recycling die Zerlegung von Fasern in chemische Bestandteile ermöglicht, was die Qualität der Rezyklate verbessert. Lösemittelbasierte Verfahren trennen Fasern ohne Veränderung der chemischen Struktur und automatische Sortierungs- und Trenntechnologien verbessern die Recyclingfähigkeit erheblich.
Die abgestimmte Nutzung dieser Technologien unter Berücksichtigung hoher Umweltstandards ist laut BDE entscheidend, um die Effizienz und Qualität des F2F-Recyclings zu steigern und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft im Textilsektor zu fördern. /ph
Das Positionspapier kann hier heruntergeladen werden.
BDE-Positionspapier: So soll der Textilmarkt zirkulär werden